balailani
Mathe. Mathe war noch nie etwas gewesen, was die junge Tiamat mochte. Jedes Mal, wenn im Unterricht das gloreiche Fach Mathemathik ausgewählt wurde, schüttelte sie mit den Kopf und seufzte laut. Vor allen, da sie aktuell bei Algebra waren. Algebra. Wer braucht so etwas schon? Sie ganz sicher nicht! Denn sie wollte die Welt bereisen!
Langsam schwenkte der junge Mann mit dem langen schwarzen Haar das Glas, welches er in der Hand hatte, hin und her. Immer wieder viel sein Blick hinein in die dunkelrote Flüssigkeit und bei jedem Schluck schlich sich ein kleines Lächeln auf seine Lippen.
"Du verurteilst mich für meinen Lebensstil?", sprach er leise. Seine Stimme war ruhig, doch der amüsierte Unterton darin ließ sich keinesfalls verbergen. Was bildete sich diese Frau eigentlich ein? Ihn zu verurteilen? Er tat doch nur, was getan werden musste. Und das zum Wohle aller.
Ein hämisches Lächeln auf den Lippen, betrachtete Laurant sein Werk, sah zu, wie die Flammen alles, was er zuvor in dem Kamin gelegt hatte, unnachgiebig verschlangen und alles vernichteten. Jeder Beweis für seine frühere Existenz, ja, jeder Hinweis auf sein Leben ehe er einige Monate in einem der Weltregierungsgefänignisse verbracht hatte, war nun Geschichte, existierte nur noch in den Köpfen derer, die ihn kannten. Sein Leben, seine Vergangenheit waren nicht mehr länger ihm. Doch das war ein Preis, den er zu zahlen hatte. Ein Preis, den er für seine eigene Freiheit nur zu gerne in Kauf nahm.
Das Schreiben, welches der Fremde ihm bereits vor einigen Minuten auf den Tresen der Bar geknallt hatte, beschäftigte den jungen Informanten sehr. Zum gefühlten tausendensten Mal las er sich die Botschaft nun durch, seufzte jedes Mal aufs Neue, wenn er eine bestimmte Stelle las. Nyx' Gegner war gut. Er hatte sich gut Informiert, wusste genau, wie er ihn kriegen konnte. Seine Beobachtungen waren ausgefeilt und das Ultimatum Eindeutig. Entweder er würde SIE ausliefern, oder er selbst würde das Ziel der nächsten, größeren Angriffsaktion der Marine werden. Eine Entscheidung, welche entweder ihm, oder seinem geliebtem Engel den Tod bringen würde.
Absolut von sich selbst überzeugt trat der junge Mann mit dem langen schwarzen Haar die dunkle Gasse hinab, richtung Pub. Die Ketten, die er um die Handgelenke trug und ein Zeugnis seiner Vergangenheit waren, raschelten bei jedem Schritt unheimlich, fast so, als wolle ein Poltergeist aus einer Kindergeschichte die umherwandernden erschrecken. Doch dem war keinesfalls so. Der Informant war kein Geist, sondern aus Fleisch und Blut. Dennoch hatte er etwas mit dem Geist gemeinsam. Er war böse. Absolut böse. Und überzeugt von sich selbst und seinem Tun, was er in jeder Bewegung zeigte. Elegant und anmutig war er, strahlte eine Sicherheit aus, die man sonst nur von hochrangigen Angestellten der Marine kannte. Und dies, ganz gleich, ob es nun Tage war und ihn jeder sah, oder ob er, einem Geiste gleich, in der Nacht seines Weges ging.
Jedes Mal, wenn sie den Blick über den verlassenen, fast schon gespenstisch wirkenden Hafen, schweifen ließ, glaubte sie, doch noch Schritte zu hören, gepaart mit den Stimmen der vergangenen Zeiten, als die kleine Hafen Stadt St. Louisa noch voll von Leben war und Marktschreier, ebenso wie Piraten hier ein und ausgingen. Damals in ihrer Jugend. Nun, fünfzig Jahre später, musste sie zugeben, dass dies der Vergangenheit angehörte. Aus ihrer einst so wunderbaren Heimat war eine Geisterstadt geworden. Niemand kam mehr her, niemand besuchte die Insel. Alles war einsam und verlassen. Geisterartig.
Entspannt lehnte sich der junge Informant mit dem langen weißen Haar zurück, legte die Arme ausgebreitet über die Lehne der bequemen Couch, welche im Foyer der kleinen Herberge "flauschiges Schaf" in Cocoa Weed stand. Das Kaminfeuer, welches ihm gegenüber leise vor sich hin knisterte, spendete Wärme, welche langsam aber sicher wieder in seine eiskalten Glieder zurückkroch. Das Feuer war ein wahrer Segen im Gegensatz zu dem Schneesturm welcher draußen vor dem Fenster tobte. Leise seufze er, schloss die Augen und ließ sich tiefer in das Fellbesetzte Möbelstück sinken. Immer mehr wurde ihm bewusst wie anstrengend der heutige Tag gewesen war. Seine Lider fielen immer wieder zu, bis er schließlich der Müdigkeit nachgab, die Arme vor der Brust verschränkte und seicht in einen erholsamen Schlaf fiel...
Angesehen war ihre Familie schon immer gewesen. Immer wieder, egal wie alt sie war, bekam sie gesagt, wie toll ihr Vater doch sei, was für eine Ehre es sei, dass sie seine Tochter sein konnte. Doch was brachte es schon seine Tochter zu sein, wenn man selbst sicht so nicht wohlfühlte? Nein, das tat sie definitiv nicht. Sie wurde behandelt wie eine Prinzessin, eine einsame Prinzessin, die zwar ansehen genoss, der es dadurch aber an Freunden mangelte.